Donnerstag, 14. Januar 2010

Anorganische Synthesechemie


Gibt es eigentlich zuverlässige Synthesevorschriften im Internet? Eine kurze Recherche ergibt Folgendes:


LambdaSyn - die deutschsprachige Synthesensammlung, mit einer Vielzahl von vor allem organischen Synthesen und einigen Naturstoffgewinnungen. Die Verbindungen sind übersichtlich nach Namen sortiert und die CAS-Registry Nummern sind auch angegeben.
Es gibt noch eine ältere Version des LambdaSyn-Vorschriften als PDF-Dokument.


Folgende Diskussion bei ChemieOnline gibt ziemlich gut die Situation wieder. Dort fand ich auch einen Link zu www.sciencemadness.org/library. Diese Seite enthält überwiegend Links zu sehr alten Chemiebüchern. Darunter ist auch ein Link zu einer alten englischsprachigen Version des Brauer ("Handbook of Preparative Inorganic Chemistry", Academic Press, New York 1963). Das ist natürlich schon ein Schnäppchen! Allerdings ist mir das mit dem Copyright in diesem Fall nicht so ganz klar, also an dieser Stelle meine obligatorische Warnung: Laden Sie dieses Buch nicht herunter! Lesen Sie es auf keinen Fall!


Weiterhin gibt es noch www.versuchschemie.de, dort steht aber doch mehr der Unterhaltungswert für junge Menschen im Vordergrund. Zitat der Seitenbetreiber: "... ist Versuchschemie.de heute eine Schatzkammer für die naturwissenschaftlich interessierte Jugend."

Das Chemikalien-Lexikon bietet wie der Name schon sagt mehr allgemeine Informationen rund um chemische Verbindungen (Eigenschaften, Gewinnung, Reaktionen, Verwendung usw.).


Daneben gibt es inzwischen Tausende von Dissertationen als PDF-Dokumente online verfügbar. Obwohl diese ebenfalls von Google und anderen Suchmaschinen erfasst werden, ist es allerdings nahezu unmöglich aus diesem Fundus gezielt einzelne Vorschriften herauszusuchen.


Natürlich existieren hervorragende Synthesevorschriften von professionellen Anbietern, die haben aber ihren Preis, bzw. sind nur über eine Universtitätsbibliothek zugänglich. Da hätten wir den "Houben-Weyl", der inzwischen nur noch in Englisch erscheint und "Science of Synthesis" heisst (Preis für einen Einzelband: $3600!). Von Inorganic Syntheses sind inzwischen 34 Bände erschienen, allerdings ebenfalls in Englisch und für Preise zwischen 60 und 130 €.

Organic Syntheses ist auch als online-Datenbank verfügbar. Allerdings ausschliesslich in Englisch und eben nur für organische Chemie.




Das Syntheseportal

Zuverlässige Synthesevorschriften für die Anorganische Chemie gibt es im Internet nicht so richtig, nicht ausreichend oder nicht kostenlos. Das ist eine ziemlich unbefriedigende Antwort für meine kleine Recherche. Deshalb wollen wir ein Internet-Portal mit Synthesevorschriften, Arbeitsanleitungen und Versuchsvorschriften für die Anorganische Synthesechemie aufbauen.

Offen für jedermann soll es sein. Man kann dort nicht nur kostenlos Synthesevorschriften abrufen, sondern es gibt auch die Möglichkeit, eigene Arbeitsanleitungen hochzuladen und so der Allgemeinheit zugänglich zu machen.

Mit Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen habe ich jetzt angefangen ein solches Portal aufzubauen. Die Adresse lautet www.synthesechemie.com, vorerst beschränken wir uns auf die anorganische Synthesechemie. Das Konzept kann aber bei Bedarf auch auf organische Verbindungen angewandt werden.


Vorläufige Kategorien zur Einteilung sind folgende:

  1. Komplexverbindungen
  2. Festkörpersynthesen
  3. metallorganische Verbindungen
  4. Ligandsynthesen
  5. Ausgangsstoffe, Laborhilfsmittel
  6. Aufarbeitung von Rückständen
Schauen Sie sich das doch einmal an. Vielleicht finden Sie dort etwas Interessantes für die eigene Arbeit. Falls nicht, sollten Sie die fehlende Synthesevorschrift so bald als möglich hochladen! Ich werde diese dann auf die Webseite stellen.


Anmerkung: Dieser Artikel stammt von anorg-chemie.blogspot.com. Wenn Sie mehr lesen wollen, schauen Sie bitte dort.

Sonntag, 20. Dezember 2009

Neues Semester - Praktikum

Der Student kommt am Freitag Nachmittag mit seinen Fragen zu mir. Nicht gerade meine Lieblingszeit für Fragestunden, aber ich habe Zeit.Also los: "Ich habe nach der Vorschrift für die Synthese gesucht und nichts gefunden..."

"Wo haben Sie denn gesucht?"

"Na im Internet mit Google."

"Aaah, ja. Da werden Sie wohl nichts finden. Wie wäre es denn mit der Bibliothek?"

"Ja, die hat leider schon zu."

"Mhh, die Öffnungszeiten der Bibliothek sind zwar nicht ideal, aber Sie werden nicht drum rum kommen dort zu suchen!"

Ich erkläre ihm noch die wichtigsten Bücher die er sich auf der Suche nach der Synthese vornehmen soll und schicke in dann ins Wochenende.
Beim Nachdenken fällt mir auf, dass der junge Mann keine Ahnung hatte von welchen Büchern ich gesprochen habe. Scheinbar war er noch nie in der Bibliothek. Seriöse Synthesevorschriften gibt es aber nun mal immer noch hauptsächlich dort.
Deshalb an dieser Stelle meine Liste der Favoriten für ordentliche Synthesevorschriften in der anorganischen Chemie:

1. Sammelwerke zur Anorganischen Synthese

  • ganz klar als erstes der Klassiker: Brauer - Lehrbuch der präparativen anorganischen Chemie
  • oder alternativ Herrmann / Brauer - Preparative Inorganic Chemistry
  • Inorganic Chemistry (30 Bände, Sammelregister verwenden!)
2. Wir verwenden verschiedene spezielle Arbeitsbücher mit Synthesen. Da gibt es an anderen Unis natürlich andere Favoriten. Hier sind unsere.
  • Arbeitsbuch 7 Lehrwerk Chemie (was das ist, müsst ihr selbst rausfinden)
  • Heyn, Hipler, Walther, Kreisel et al. - Anorganische Synthesechemie
  • J. D. Woolins - Inorganic Chemistry
  • Girolami, Rauchfuss, Angelici - Synthesis and technique in inorganic chemistry
  • spezielle Synthesen von z.B. silicium- oder phosphororganischen Verbindungen in Houben-Weyl
3. Wer bis dahin noch nichts gefunden hat, hat Pech und muss den Gemlin verwenden. Pech deshalb, weil das manchmal etwas unübersichtlich ist und man dort ohnehin nur die Literaturstelle mit Verweis auf die Originalliteratur findet. Dann also die Originalliteratur raussuchen und damit arbeiten.

Überhaupt die Bibliothek, wunderbarer Platz um sein Bewusstsein ohne Drogen zu erweitern. als junger Chemiker sollte man auf jeden Fall wissen, was Ullmann, Römpp, und CASSI bedeuten.

Nein, an dieser Stelle gibt es keine Links, da müsst Ihr selbst in die Bibliothek gehen und lesen. Nur selber lesen macht schlau.




Anmerkung: Dieser Post stammt aus dem Blog anorg-chemie.blogspot.com. Wenn Sie mehr lesen wollen, schauen Sie bitte dort.